Psychosen

"Psychosen" - das sind psychische Störungen, bei denen durch bestimmte, häufig gemeinsam auftretende psychopathologische Veränderungen, wie z. B. Halluzinationen, Wahn, Ich-Erlebnisstörungen und extreme Stimmungsschwankungen, die sich nicht allein als Folge äußerer Umstände erklären lassen, das Erleben und den Realitätsbezug eines Menschen partiell oder im ganzen aufgehoben wird. Eine Psychose kann durch die verschiedensten körperlichen Ursachen, wie durch Intoxikationen oder einen Hirntumor, hervorgerufen werden. Die Erkrankung ist dann meist mit organischen Symptomen verbunden. Psychosen, bei denen keine organischen Ursachen festgestellt werden können, nennt man "endogen". Grob lassen sich drei psychotische Bereiche unterscheiden, die sich allerdings teilweise überschneiden:

1. Organische Psychosen

Organische Psychosen sind Folge von Hirnschädigungen bzw. Hirnfunktionsstörungen. Sie drücken sich in für sie typischen Syndromen aus. Beim dement-organischen Psychosyndrom kommt es durch cerebrale Schädigungen zu einem weitgehenden irreparablen Verlust oder dem allmählichen Abbau von bereits entwickelten intellektuellen Fähigkeiten verbunden mit Störungen der Auffassung und des Gedächtnisses.

Zu den primär degenerativen Formen werden die Demenzen vom Alzheimer-Typ und die Multi-Infarkt-Demenz gerechnet. Ursachen sind Störungen von Metabolismus und der Mikrozirkulation des Gehirns.

Die sekundären Demenzen sind Folge von schweren Allgemeinerkrankungen, Intoxikation, Herz-Kreislaufstörungen. Durch diffuse Schädigungen des Gehirns, nicht selten schon in der frühen Kindheit, werden psychische Besonderheiten hervorgerufen: Schwierigkeiten der Gestalterfassung und Figur-Hintergrund-Differenzierung, eine starke Reizüberempfindlichkeit und Irritierbarkeit, Distanzunsicherheit, Kommunikationsstörungen, verminderte Angstbildung sowie eine erhöhte motorische Unruhe.

Bei starker Ausprägung der Symptomatik spricht man auch von einem erethischen Syndrom. Demgegenüber sind sogenannte "Werkzeugstörungen", wie Agnosie, Aphasie oder Alexie von organischen Persönlichkeitsveränderungen, wie dem Delir oder dem Dämmerzustand, abzugrenzen. Dies sind spezielle weitere neurologische Zustandsbilder.

2. Schizophrenien 
Der deutsche Psychiater Emil Kraepelin hat mit der Bezeichnung dementia praecox das Krankheitsbild der Schizophrenie beschrieben. Der Begriff "Schizophrenie" stammt von dem deutschen Psychiater Eugen Bleuler, der ihn 1911 eingeführt hat. Die klinischen Symptome der schizophrenen Erkrankung sind:

Formale Denkstörungen zeigen sich in Inkohärenzen, Neologismen, lockeren Assoziationen, Schwierigkeiten, bei einem Thema zu bleiben, Sperrungen, Gedankenentzug, Kontaminationen und Begriffszerfall.

Inhaltliche Denkstörungen, wie überwertige oder wahnähnliche Ideen, aber auch Wahn- und Zwangsideen: Die überwertige Idee ist ein von Affekten belegter Gedankengang, der alles Denken und Handeln bestimmt. Die wahnähnliche Idee ist eine dem Inhalt nach verständliche, aber durch affektive Störungen, wie etwa einer Manie, bis ins Irreale übersteigerte Idee. Die Wahnidee ist eine unkorrigierbare krankhafte objektiv falsche Überzeugung, die primär, also unableitbar, entstanden ist. Die Zwangsidee ist eine nicht unterdrückbare vom Patienten als krankhaft empfundene Vorstellung, die aber im Gegensatz zur Wahnidee vom Patienten in ihrer Krankhaftigkeit erkannt werden kann. Bei den Wahnvorstellungen unterscheidet man gemachte Gefühle von gemachten Handlungen und gemachten Impulsen.

Wahrnehmungsstörungen kommen häufig vor. Besonders dramatisch sind akustische Halluzinationen, bei denen die Patienten Stimmen hören oder Gedanken laut werden. Schizophrene berichten oft, dass ihnen die Welt verändert oder sogar unwirklich erscheint (Derealisationserleben). Motorische Symptome, wie der katatone Stupor, sind seltener. Affektive Symptome sind die affektive Verflachung und der inadäquate Affekt, wie die Parathymie. Stellen Sie sich einen Menschen vor, der etwas Schreckliches wie "Gestern ist ein Kind von einem LKW überfahren worden" sagt und dabei lächelt.

Überblickt man hinsichtlich der Ätiologie der Erkrankung die Forschungsergebnisse in ihrer Gesamtheit, so scheinen biochemische Einflussfaktoren in ihrer Bedeutung zu dominieren. Dabei scheint eine übermäßige Aktivität des Neurotransmitters Dopamin eine wichtige Rolle zu spielen. Die Phenothiazine lindern bestimmte Symptome der Schizophrenie, haben aber auch Nebenwirkungen, die der Parkinson-Erkrankung ähneln. Da Parkinson durch verminderte Dopaminkonzentrationen in bestimmten Hirnregionen verursacht wird, vermutet man, dass Phenothiazine mit der Dopaminaktivität interferieren. Wegen ihrer strukturellen Ähnlichkeit mit dem Dopaminmolekül passen Phenothiazinmoleküle in die postsynaptischen Rezeptoren der dopaminreichen Hirnareale und blockieren sie.

Andere Untersuchungen betonen die Bedeutung der Monoaminoxidase für die Ätiologie der schizophrenen Erkrankungen. Dieses Enzym kann das Dopamin in präsynaptische Neuronen inaktivieren. Übermäßige Dopaminaktivität könnte ihren Grund also auch in einem Mangel an Monoaminoxidase haben. Außerdem weisen die Elektroenzephalogramme schizophrener Patienten erheblich mehr Abnormalitäten als üblich auf. Insbesondere ist bei ihnen eine Verkürzung des Alpharhythmus festzustellen sowie ein reduzierter Metabolismus im Frontallappenbereich. Auf CAT-Scan-Aufnahmen zeigen sich auch Atrophien von Hirnrinde und Kleinhirn, aber Läsionen waren weniger häufig als vergrößerte Ventrikel.


Weitere Publikationen:

No Name - Der Menschenfreund
Klinische Neuropsychologie

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